Home Foren Forum – Weitere Horizonte und tiefere Wurzeln Workshop Follow-Up: Musikalischer Einstieg mit Ibeyi

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    Kwesi
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    Leider ist es aus technischen Gründen im Workshop nicht wie geplant gelungen, die Inhalte mit musikalischen Beispielen zu untermalen und so etwas greifbarer zu machen. Deswegen hier ein paar Gedanken zum Song, mit dem der Workshop eigentlich hätte eröffnet werden sollen:

    Ibeyi – Barasu ayo

    Ibeyi ist ein Yoruba Begriff für Zwillinge, die in Yoruba Kultur eine besondere Bedeutung zukommt. In Westafrika werden viermal so viele Zwillinge geboren wie im Rest der welt – das Zentrum dieses Phänomens ist Yorubaland im heutigen Nigeria.

    Ibeyi sind die Zwillingsschwestern Lisa-Kainde und Naomi Diaz, Töchter des berühmten afrokubanischen Percussionisten Miguel „Angá“ Díaz, der ua mit dem Buena Vista Social Club und Omar Sosa Alben produziert und live gespielt hat.Der Vater stirbt als die beiden 11 Jahre alt sind, daraufhin lernt Lisa-kainde Cajon, eines der Perkussionsinstrumente des Vaters spielen – das Instrument hat eine eigenen Schwarze Widerstands- aber auch über Widerstand hinaus weisende Selbstbehauptungsgeschichte. die beiden lernen darüber hinaus die rituellen Gesänge der Sateria, einer afrokubanischen Religion die Yoruba-Religion und Kosmovision Ifa und die darin zentralen Orishas, rituale und Musik quasi hinter katholischen heiligen „versteckt“ die mit Orishas gleichgesetzt werden. So konnten versklavte Afrikaner*innen im katholischen Kuba unbemerkt auch in der Kirche ihre Religion weiterführen.

    Der Song sollte als Einstieg in den Workshop fungieren, weil er auf vielen verschiedenen Ebenen deutlich macht, was möglich ist wenn afrikanische Echos weitergegeben werden, unabhängig davon ob die Beteiligten alle Aspekte davon verstehen. Denn das Yoruba dass die beiden singen ist sehr alt, weder sie noch die Praktizierenden von Santeria noch die allermeisten Yoruba können die Gesänge wortwörtlich verstehen. Dennoch erfüllen sie wichtige Funktionen die über die wörtliche Bedeutung der Liedtexte weit hinausgehen. Die Gesänge sind Teil einer Praxis und Ästhetik, die – nach Jahrhundertelangem Schleifen unter dem Druck der Situation in der Karibik – einen lebendigen Ausdruck ermöglicht und gleichzeitig mystisch und eingängig, fast altbekannt wirkt. Dies es den beiden ermöglicht hat ein Album vorzulegen dass mit einer unglaublichen Tiefe beeindruckt – und gleichzeitig nach kurzem Hören die Yoruba Gesänge mitsingen lässt. Als das Album erschien, war unsere Tochter 5. Wir haben keinen direkten kulturellen Bezug zu Santeria oder Ifa, die einer anderen Sprachfamilie angehören als unsere Akan und Ewe Bezüge. Aber dennoch hat unsere Tochter nachdem das Album 3 mal bei uns zuhause durchgelaufen war zu meiner großen Überraschung die Yoruba Anteile der Songs mitgesungen. Wir sind keine Santeria oder Ifa Praktizierenden, es geht mir hier weniger um die religiösen als vielmehr um die ästhetischen Aspekte die eben sehr anschlussfähig sind – und ein integraler, respektvoll eingewobener Aspekt des künstlerischen Ausdrucks der Ibeyi, den sie auch live auf beeindruckende Weise zelebrieren (ich habe sie in Berlin live gesehen). Die Ibeyi zeigen daher aus meiner Sich auf, was möglich ist, welche Entfalungsmöglichkeiten die Weitergabe afrikanischer Echos ermöglicht die beiden waren gerade 20 als sie mit den Vorbereitungen zu ihrem Debut Album begannen.

    Durch Ihre Musik, aber auch ihre Interaktion miteiander, die auch im Video sichtbar ist manifestiert ein Register, eine Ästhetik die eine tiefe Verbundenheit, eine Verwurzelung in Yoruba ebenso deutlich macht wie die erweiterten Horizonte ihrer Musik, die unterschiedliche Stile verbindet (Naomi sit eher Nina Smone, Lisa-Kainde eher dancehall und HipHop Fan): Als Zwillinge nutzen sie ihre kommunikative Verbindung in der Musik – und manifestieren damit auf besondere Weise die Tatsache dass sie Ibeyi sind.

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